Die dreißiger und vierziger Jahre – ein neuer Wind weht

Nachdem die NSDAP 1933 die Macht ergriffen hatte, änderte sich auch das Leben in der Feuerwehr Oebisfelde. Das Feuerlöschwesen zu vereinheitlichen, war eines der ersten Ziele der Nationalsozialisten. Zu diesem Zweck wurde am 15.12.1933 vom preußischem Staatsministerium das „preußische Feuerschutzgesetz“ erlassen. Es trat am 1. Januar 1934 in Kraft. Dieses Gesetz erhob die Feuerwehren zu einer „Polizeiexekutive besonderer Art“, und sie wurden dem jeweiligen Ortspolizeiverwalter unterstellt.
Ab 1934 hielten bei den preußischen Feuerwehren schrittweise neue Uniformen Einzug. Dunkelblauer Uniformrock und schwarze Hose, die traditionellen Farben, wurden beibehalten. 1935 unterstellte man die Feuerwehren im Reichsgebiet der Polizei, und sie hießen von da an „Feuerlöschpolizei“.
Eine Normung der Feuerwehrgeräte erfolgte erst ab 1936. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland 12 verschiedene Schlauchweiten und 25 andersartige Kupplungssysteme, sowie ca. 200 verschiedene Hydrantenbauformen. Eine überregionale Löschhilfe war unter diesen Umständen schwierig. Ab September 1936 durfte man nur noch genormte Hydranten verwenden. Das vorhandene Schlauchmaterial musste bis 1938 auf normgerechte Kupplungen („Reichsnormalkupplung“) umgestellt werden. Auch für alle anderen Geräte und feuerwehrtechnischen Ausrüstungen galten dann spezielle Bauvorschriften – die Feuerwehr-Einheitsnorm.
Nach der ebenfalls 1936 erlassenen reichseinheitlichen Mustersatzung für die freiwilligen Feuerwehren waren Juden und Nichtarier von der Mitarbeit ausgeschlossen. Die Angehörigen der Freiwilligen Feuerlöschpolizei mussten ein Treuegelöbnis ablegen. Der Dienst in der Wehr nahm immer schärfer militärische Züge an. Das am 23. November 1938 erlassene Reichsfeuerlöschgesetz und die sieben Durchführungsverordnungen zogen einen Schlussstrich unter die 1933 begonnene, reichsweite Vereinheitlichung des Feuerlöschwesens und die Einbindung der Feuerwehren in die Polizei. Die freiwilligen Feuerwehren erhielten den Status einer „technischen Hilfspolizeitruppe“.

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Die Fahrzeuge der FF Oebisfelde 1946

Der Chef der Ordnungspolizei, General Daluege, erklärte in einer Rede vor Landes- und Provinzialfeuerwehrführern: „Die freiwilligen Feuerwehren sind ein Teil jenes großen Schutzkorps, das zur gewähr von Sicherheit und Ordnung von Polizei und SS gebildet wird.“ Schließlich erfolgte 1943 die Unterstellung unter die SS-Gerichtsbarkeit. Das unerlaubte Entfernen von der Brandstelle galt dann als Fahnenflucht und wurde entsprechend bestraft. Im Laufe des Krieges wurden immer mehr Kameraden zum Wehrdienst oder zu den Feuerschutzpolizei-Regimentern eingezogen. So wie in den meisten Wehren im Reichsgebiet muss es auch in der Wehr Oebisfelde gewesen sein. Für die Arbeit in der Feuerwehr blieben nur noch die zwangsverpflichteten Alten und nicht kriegsverwendungsfähigen Männer oder sogar Frauen und Mitglieder der „Hitler Jugend“.

In der Mitte der dreißiger Jahre wurde in Oebisfelde die erste Sirene aufgestellt. Bis dahin erfolgte die Alarmierung der Feuerwehrleute noch mit einem Melder und Signalhorn oder durch die Kirchenglocken. 
1936 befassten sich die Stadtväter mal wieder mit der Planung zum Bau eines Gerätehauses. Aber fehlende Geldmittel und Unentschlossenheit der Stadtverwaltung zögerten den Bau immer wieder hinaus. Mit Beginn des Krieges 1939 erledigte sich die Sache von selbst.
Im Vergleich zu den umliegenden Großstädten war Oebisfelde kaum vom Luftkrieg der Alliierten betroffen. Der Bombenangriff im Juni 1944 konzentrierte sich hauptsächlich auf das Bahngelände. Somit waren trotz der angespannten Kriegslage keine größeren Schäden in der Stadt zu beklagen und damit auch keine Großfeuer.

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1946 - Die Freiwillige Feuerwehr Oebisfelde
mit 23 Kameraden und zwei Fahrzeugen

Am 8. Mai 1945 atmete Europa spürbar auf. Das „Dritte Reich“ hatte aufgehört zu existieren. Die „Stunde Null“ war für alle Deutschen eine Chance des Neuanfangs. Und was für ein schwerer Neuanfang das war! Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands standen viele Feuerwehren praktisch vor dem Nichts. Viele Gerätehäuser und Feuerwachen waren zerstört, Kameraden waren gefallen oder in Kriegsgefangenschaft. Die verbliebene Technik ging als Kriegsbeute an die Siegermächte oder hatte meist nur noch Schrottwert. Aber auch da, wo die Technik erhalten blieb, mangelte es an Kraftstoff. In diesen Jahren erlebten die Handpumpspritzen eine Renaissance, wenn auch nur für eine kurze Zeit.
Von 1938 leitete W. Peters das Geschick der Wehr. Wann er sein Amt an seinen Nachfolger übergab ist uns unbekannt. Im Vergleich zu mancher Großstadtfeuerwehr ging es den Oebisfelder Kameraden ziemlich gut. Fotos aus dem Jahr 1946 zeigen dreiundzwanzig Kameraden der Feuerwehr Oebisfelde mit zwei Fahrzeugen, ein Löschgruppenfahrzeug (LF 15) der Firma Klöckner-Deutz, ehemals als Schweres Löschgruppenfahrzeug (SLG) bezeichnet, und ein Fahrzeug der Firma Opel. Dieses Fahrzeug stand bereits 1932 im Dienst.

Nach dem Krieg entwickelte sich das Feuerwehrwesen in den einzelnen Besatzungszonen auf recht unterschiedliche Weise. 
In den westlichen Besatzungszonen ging die Verantwortung für die Feuerwehr wieder zurück in die Hände der Gemeinden. Schon nach relativ kurzer Zeit konnten die im Dritten Reich aufgelösten Feuerwehrverbände auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene neu entstehen.
Anders verlief die Entwicklung in der sowjetischen Besatzungszone. Formal unterstanden die Feuerwehren den Gemeinden, aber eine Kontrolle durch die Polizeibehörden war praktisch zu allen Zeiten gegeben. Das galt auch nach der Gründung der DDR. Am 28. August 1949 erhielten die fünf Länder in der sowjetischen Besatzungszone eine neue Verordnung über das Brandschutzwesen mit einheitlichen Regelungen.