Die fünfziger und sechziger Jahre

Anfang der fünfziger Jahre kam es zu einer Neu- bzw. Umstrukturierung im Feuerwehrwesen der jungen Deutschen Demokratischen Republik. Die Wehr Oebisfelde erhielt im Zuge dieser Maßnahmen - im Austausch gegen eines ihrer Fahrzeuge - ein Löschfahrzeug vom Typ Opel LF 15 von der Feuerwehr Gardelegen. Dieses Fahrzeug, Baujahr 1940, tat während des Krieges Dienst auf dem Fliegerhorst Gardelegen. Nach dem Krieg übernahm die Stadtwehr Gardelegen das Fahrzeug, bis es Anfang der fünfziger Jahre nach Oebisfelde ging.

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Löschgruppenfahrzeug Opel LF 15

Im Jahr 1952 wurde der bisherige Wehrleiter G. Jaap von C. Perlberg im Amt abgelöst. Allerdings übernahm der das Amt nur für etwa drei Jahre, denn bereits 1955 wurde M. Schwabe neuer Kommandant. 
Im Januar 1955 kam mal wieder das leidige Thema eines geeigneten Gerätehauses auf den Tisch. Die Feuerwehr war immer noch in der Reithalle auf dem Burghof. Nur konnte sie das Gebäude nicht voll nutzen. In einem Brief an die Volkspolizei-Bezirksbehörde, Abteilung Feuerwehr, hieß es: „... Heute dient die Reithalle der Stadt als Abstellschuppen für Baumaterialien, Holz und sonstige Geräte. In der Reithalle sind an der Rückwand drei Räume durch hochkant gemauerte Ziegelmauern abgeteilt, welche nach vorn durch Wellblechtüren geschlossen werden. Der rechte Raum ist Abstellraum für Treib- und Schmierstoffe, sowie Zubehör des Stadt PKWs. Im mittleren Raum ist das LF 15 untergebracht. Die übrigen Geräte, sowie die B-Schlauchhaspel, sind in dem linken Raum untergebracht. Im Anschluß hieran befindet sich, in einem weiteren abgeteilten Raum, die Stadttischlerei. Auf dem Dach dieser drei Räume lagern Holzböcke, Bretter, Tafeln und sonstiges Holzgerät. Der Platz vor den genannten Räumen ist Abstellraum für Holztransparente aller Art, Arbeitsgeräte, Rüstzeug, Hinweisschilder, Müllkarren, Handwagen und für den PKW der Stadt. ...“
Unter solchen Umständen gleicht es einem Wunder, dass die Feuerwehr überhaupt ausrücken konnte.
Am 05.09.1955 stellte die Feuerwehr Oebisfelde im Auftrag des Volkspolizeikreisamtes Klötze, Abteilung Feuerwehr, und des Bezirkskommandos Feuerwehr Magdeburg den Antrag an den Rat der Stadt, die Garagen Ecke Lessingstraße und Stendaler Straße, die bei der Auflösung der Fa. Kranz frei wurden, der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Am 24.10.1955 übergab der Rat der Stadt die Garagen an die Feuerwehr. Endlich hatte die Wehr ein geeignetes Gerätehaus.
1956 kaufte die Wehr einen 3,0 t LKW Chevrolet Baujahr 1935 vom KONSUM Genossenschafts-Verband Kreis Klötze. Der Kaufpreis betrug - für damalige Verhältnisse - stolze 880,- DM. Dieses Fahrzeug war ein Pritschen-LKW ohne Plane, ohne Spiegel und ohne Anlasser. Immerhin entwickelte der Motor aus seinen 3626 cm³ Hubraum 75 PS. Das Fahrzeug wurde von den Kameraden als Mannschaftstransportwagen umgebaut und war bis 1961 im Einsatz. Die Wehr bestand im Mai 1956 aus 26 Mitgliedern. Bereits Ende Juni konnte ein Zugang von 12 neuen Mitgliedern verzeichnet werden. Am 29. August waren es schon 39 Feuerwehrmänner.

Am 28. März 1956 mussten die Kameraden der Oebisfelder Wehr zu einem Waldbrand ausrücken. Es brannten vier bis fünf Morgen Waldboden sowie ein Holzstapel und Gebüsch. Nach etwa zwei Stunden war der Einsatz vor Ort zu Ende. Insgesamt mussten die Kameraden im Jahr 1956 zu 17 Einsätzen und Hilfeleistungen ausrücken. Dazu kamen 4 Einsatzübungen.

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Die Wehr in den fünfziger Jahren

In den Jahren zwischen 1950 und 1953 gab es neben der „normalen“ Feuerwehr auch noch eine sogenannte FDJ-Feuerwehr. In ihr waren die Kameraden zwischen dem achtzehnten und dem dreißigsten Lebensjahr vereint.
Ende der fünfziger Jahre kam es wiederholt zu Ausschlüssen einzelner Kameraden aus der Feuerwehr Oebisfelde. Als Begründung wurde fast immer mangelnde Dienstbeteiligung oder Fehlverhalten angegeben. Unter den ausgeschlossenen Kameraden waren auch einige selbständige Unternehmer. Die Entlassungen dieser Unternehmer dürfte unter dem Druck der vorgesetzten Dienststellen geschehen sein. Selbständige Unternehmer und Bauern mit großem Bodenbesitz waren der DDR-Führung ein Dorn im Auge. Sie passten nicht in das Konzept vom real existierenden Sozialismus.
Im Mai des Jahres 1957 legte der amtierende Wehrleiter M. Schwabe sein Amt nieder. „Ich habe mich entschlossen meinen Posten als Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Oebisfelde mit sofortiger Wirkung niederzulegen, um mich in Zukunft besser meinem Beruf widmen zu können, sowie meinen privaten Interessen nachkommen zu können. Außerdem mir eine Entspannung vom Arzt empfohlen wurde. ... Ich werde in Zukunft, falls es nicht unerwünscht sein sollte, weiter meinen Dienst als Feuerwehrmann in der Wehr versehen. ....“ (aus dem Rücktrittsschreiben an den Leiter des Zentralkommandos der Freiwilligen Feuerwehr Obm.* Willi Gassmann) 
M. Schwabe nahm bereits im Juli 1957 seinen Dienst als Wehrleiter wieder auf. Aus einem Brief des Bürgermeisters der Stadt Oebisfelde an Martin Schwabe:„In Ihrer Angelegenheit habe ich mit dem ABV** des Kreises Rücksprache genommen, der mir bekannt gab, dass Ihre Angelegenheit gütlich beigelegt worden ist und Sie in ihre vollen Rechte als Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr in Oebisfelde wieder eingesetzt wurden. Damit ist diese Angelegenheit erledigt.“ Wenn man den Brief des Bürgermeisters liest, so gab es wohl doch noch andere Gründe für den Rücktritt Schwabes.

„Land unter!“ hieß es am 5. Juli 1958. An diesem Tag gingen starke Regengüsse und schwere Hagelschauer über der Stadt nieder. In den Straßen stand das Wasser bis zu 60 cm hoch, und die Keller liefen voll. Die Feuerwehr war bis in die späte Nacht hinein damit beschäftigt, das Wasser aus den Kellern zu pumpen.

Im März 1959 erhielten die Oebisfelder Feuerwehleute die Baugenehmigung zum Bau eines Schlauchtrockenturmes. Denn anders als damals auf Kreisebene behauptet, lag diese Baugenehmigung vor, und der Turm war somit kein „Schwarzbau“. Er befand sich rechts neben den Toreinfahrten.
Pünktlich zum zehnten Jahrestag der DDR wurde er, mit 1942 Arbeitsstunden, fertig gestellt. Die Maurerarbeiten wurden von der Lehrlingsbrigade des Kreisbaubetriebes durchgeführt. Die Steine für den Bau stammten aus den alten Umkleidekabinen der Badeanstalt. Im gleichen Jahr wurden im Gerätehaus ein Schulungsraum und eine Toilette eingerichtet.

Zu einem Einsatz in Weddendorf wurden die Kameraden der Wehren Oebisfelde und Weddendorf am 16. Juni 1959 gerufen. Eine Scheune stand in Flammen. Unter Einsatzleitung von Oberbrandmeister Gasmann sowie der Brandmeister Grammes und Schwabe gelang es den Kameraden der beiden Wehren, die angrenzenden Gebäude und das Wohnhaus vor den Flammen zu bewahren. Die Scheune konnte nicht mehr gerettet werden.

* Oberbrandmeister; ** Abschnittsbevollmächtigter